Historie

geschichtliches über das Syndikatshaus

Historie

geschichtliches Rund um unser Haus

Über unser Haus

Ho­­tel, Res­­tau­­rant & Des­­tille am Wind­­berg in Lün­­e­­burg.

2013 kaufte der Bleckeder Unternehmer Stephan Scheer das unter Denkmal stehende Gebäude an der Egersdorffstraße 1a. Zuletzt diente dieses bis 2006 als Schulamt der Stadt Lüneburg. Die Umbaumaßnahmen begannen im Jahre 2016. Das Haus war in einem bemitleidenswerten Zustand und Stephan Scheer musste viel Vorstellungskraft, eine Menge Planungsarbeit und Schweiß in sein Vorhaben stecken. 

Das Haus wurde – in enger Abstimmung mit dem Amt für Denkmalpflege- kernsaniert und mit sehr viel Liebe zum Detail zum heutigen Hotel Wyndberg umgebaut.

Das Syndikatshaus am Windberg

Von dem Lüneburger Künstler und Amtsrichter Rudolf Jochmus (1818-1891) ist diese farbige Südansicht des stattlichen Hauses als Aquarell aus dem Jahre 1879 im Museum für das Fürstentum Lüneburg überliefert (E. Michael/E. Ring: Porträt einer Stadt, Ansichten Lüneburgs im 19. Jahrhundert, Lüneburg 2005, S. 143). Dessen Perspektive lässt allerdings die erhöhte Lage vor den links sichtbaren Alleebäumen auf dem Bardowicker Wall ebenso wenig erkennen wie den seitlichen Treppenaufgang des Vorgartens. Auch die je sieben Südfenster des symmetrischen Erd- und Obergeschosses sind darauf weitgehend durch Laubbäume verdeckt. Das Bild macht aber deutlich, dass es sich um ein besonderes Anwesen handelte, das festzuhalten dem Maler wichtig genug erschien. Die dargestellte Mauer und das als Wagenremise denkbare Vordergebäude stehen längst nicht mehr. Aber die rechts angedeuteten Stufen zum ansteigenden Marienplatz an der Straßenbiegung erlauben eine Orientierung.

15. Jhdt

Wem diente das hochgelegene Gebäude in der Nähe des Rathauses früher? Das Gebäude wurde vom Rat der Stadt für ihren jeweiligen Rechtsberater und -vertreter errichtet. Nach Wilhelm Reineckes Buch über das Rathaus zu  Lüneburg

von 1925 (S. 29) hatte der rechtsgelehrte Ratssyndikus bereits im 15. Jahrhundert seine “vornehm ausgestattete Dienstwohnung am Windberge”. In seiner Geschichte der Stadt Lüneburg von 1933 (Band 2, S. 604 f.) berichtet Reinecke folgendes: „Als 1437/8 am Marienplatz nach Abbruch eines alten ein neues Haus errichtet wurde als “domus syndici”, bezog man durch Vermittlung eines Ratsherrn und eines Stecknitzfahrers preußische Dielen; eine von Meister Helmold gelieferte Wetterfahne wurde vergoldet, der glasierte Giebel an den Fenstern und auch sonst mit verschnittenen Steinen glasiert, die Dörnse drinnen getäfelt; man zählte 28 Fensterrahmen und 54 Tafeln Glasfenster; ….., der Hof erhielt Pflasterung, die Haustür einen Ring und an sonstigem Schmiedewerk wurde nicht gespart; …..entsprach die Heizungsanlage der im Ratsstuhl der Laube“.

Diese Bauzeit wird von der 2006 durchgeführten dendrochronologischen Bauzeitbestimmung bestätigt. Danach stammen die verwendeten ältesten Hausbalken aus dem Jahr 1438. Der vorhandene Keller stammt wahrscheinlich noch von dem Vorgängergebäude.

In dieser Außenstelle des mittelalterlichen Rathauses wirkten als Syndici seit 1442 der Brandenburgische Rechtslehrer Peter Clitzke für 100 Rheinische Gulden jährlich, seit 1449 der Verdener Domdekan Otto Berlin für 100 Mark lübisch im Jahr, ab 1460 Dr. jur. Johannes Maler aus Stade für 60 Mark lüb., ab 1481 Dr. Hermann Gropelinck und ab 1.8.1530 während der Reformationswirren Dr. jur. Stephan Gercke (Uta Reinhardt: Die Verwaltung der Stadt Lüneburg im Mittelalter, in: Alles was Recht ist, Lüneburg 1997, S. 104-107).

16. Jhdt

Dr. jur. Johann Dutzenradt ( 4.11.1575) aus Erfurt folgte 1548 bis 1562; er konnte sich 1563 den Wassermühlenhof in Bienenbüttel als großzügigen Herrensitz mit Obst-, Wein- und Hopfenanbau sowie Brau- und Krughäusern ausbauen, den sein Sohn als Erbe 1587 an den Gutsherrn Dietrich von Harling
verkaufte.

1560 wurde Dr. Georg Töbing (1536-1597) als “Consiliarius” gewählt. Er war ein Sohn des 1542 berufenen Lüneburger Bürgermeisters Georg II. Töbing (1498- 1549) und hatte in Wittenberg und Rostock Jura studiert. Von seinem ältesten Bruder Heinrich Töbing (1524-1586) gibt es im Rathaus noch ein großes Bürgermeisterporträt (LZ vom 11.4.2001).

Der 1574 bestallte Ratssyndikus Dr. Heinrich Husanus (1536-1587) reformierte von 1576 bis 1583 das Lüneburger Stadtrecht durch die teilweise Übernahme des im ganzen Reich geltenden Römischen Rechts. Er studierte als Sohn des Eisenacher Bürgermeisters Johann Husanus in Wittenberg, Ingolstadt, Bourges und Padua, bevor er 1560 zum Reichskammergericht in Speyer ging und 1561 Juraprofessor in Jena wurde. Nach Lüneburg kam er als Mecklenburger Rat und Kanzler von seinem Gut Tessin bei Wittenburg.

17. Jhdt

Der seit 1639 tätige Bürgermeister Dr. jur. Wilhelm Wulkovius war seit 1629 ebenfalls Syndikus am Windberg.

Seit dem 19.8.1642 wohnte hier der 1640 ernannte Syndikus und 1648 gewählte Bürgermeister Dr. theol. Johann Macrinus (+ 1.1.1660).

18. Jhdt

Von 1721 bis 1740 amtierte Franz Hinrich Reimers als Syndikus. Der 1732 bestallte Syndikus und spätere Obersyndikus Johann Heinrich Rickmann (1695- 1758) lebte mit seiner Ehefrau Anna Eleonore Wehrkamp (1705-1770), Base und Witwe des Lüner Amtsjuristen Christian Dietrich Sarnighausen (1698-1733), auch am Windberg und feierte dort am 14.8.1757 die Hochzeit seiner Tochter Maria Magdalena (1738-1812) mit dem 23 Jahre älteren verwitweten Königlichen Rat Professor Johann Friedrich Jugler (1714-1791), Leiter des Gymnasiums der Ritterakademie an St. Michaelis Lüneburg.

Dr. Christian Friedrich Oldekop (1741-1806), Syndikus seit 1769 und Bürgermeister seit 1784, wird aber woanders gewohnt haben. Denn seit 1760 besaß das Syndikatshaus der nicht als Stadtjurist bekannte
Christian H. Timmermann senior.

19. Jhdt

Um 1800 gehörte es dem 1785 bis 1799 amtierenden Konsul (= Bürgermeister) Johann Christian Timmermann und seit 1866 dem Geheimen Medizinalrat Dr. med. Friedrich Conrad Lindenberg (1797-1881; Deutsches Geschlechterbuch 167, 1974, S. 445; Schoßregister im Lüneburger Stadtarchiv: AB, Nr. 73/1 bis 73/264). Dieser ließ sich während der Cholera-Epidemie von 1831 in ein Nothospital im Pfarrhaus von St. Johannis einschließen, um dort die Seuchenopfer zu versorgen. Nicht mehr jeder Stadtjurist nahm also seinen Dienst- und Wohnsitz in diesem Haus. Andererseits lässt sich feststellen, dass über Jahrhunderte nur sogenannte Honoratioren der Stadt sich diesen “Palast” und seine Unterhaltung leisten konnten. Als Honoratioren galten wegen ihrer Verdienste um andere Mitmenschen geehrte Standespersonen mit hohem Ansehen.